Ein Fest das verbindet oder „Das Weitergeben der Flamme“

Es ist wieder soweit! Heute ist der letzte Freitag im November! Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren ein ganz besonderer Freitag in unserer Kita Haus Kunterbunt. Und seit einigen Jahren auch im Quartier. Es ist der 24.11.2023; Zeit für unser traditionelles Lichterfest. Es ist der Moment gekommen, um mit vielen Gästen die Weihnachtszeit einzuläuten.

Ein Fest das verbindet oder „Das Weitergeben der Flamme“

30.01.2024

Es ist wieder soweit! Heute ist der letzte Freitag im November! Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren ein ganz besonderer Freitag in unserer Kita Haus Kunterbunt. Und seit einigen Jahren auch im Quartier. Es ist der 24.11.2023; Zeit für unser traditionelles Lichterfest. Es ist der Moment gekommen, um mit vielen Gästen die Weihnachtszeit einzuläuten. 

Unser Fest steht dieses Jahr unter dem Grundgedanken „Kleine Lichter leuchten hell“! Es soll den besonderen Reiz der vielen Lichter in der Vorweihnachtszeit hervorheben, gepaart mit der Ruhe und nicht der Hektik, die diese Jahreszeit ausstrahlen soll. Gleichzeitig spiegelt sich zwischen den Zeilen der verbindende Friedensgedanke wider. Ein Gedanke, der in den aktuellen Zeiten nicht oft genug betont werden kann. 

Schon am Morgen, als ich in die Kita komme, spüre ich eine gewisse, andere Unruhe bei den Kindern. Eine Unruhe, die sich jedes Mal aufs Neue am Tag des Lichterfestes zeigt. Die meisten Kinder wissen was heute für ein besonderer Tag ist und freuen sich schon viele Tage darauf. Schließlich wurden im Vorfeld mit Mama oder Papa gemeinsam die Laternen für das Fest gebastelt. Alles eigene Kreationen und so verschieden schön. Aber auch bei den Mitarbeitenden ist die Anspannung hoch, haben wir doch den Anspruch, das Fest genauso wie im Vorjahr gelingen zu lassen. Viele kleine und große im Vorfeld abgesprochene Verantwortlichkeiten sowie Vorbereitungen sind noch zu tätigen: Tische und Stühle tragen, Dekorieren, Räume vorbereiten, Aushänge gestalten und vieles mehr.

Seit Tagen schauen wir wieder gebannt auf den Wetterbericht. Und auch heute gilt stündlich der Blick den verschiedenen Wetter Apps. Die Prognose nach den letzten Tagen Regen ist auch heute nicht gut. Nachdem wir 10 Jahre Glück mit dem Wetter hatten, sind wir die letzten 5 Jahre nicht wirklich vom Wettergott begünstigt worden. Mit leichten Restzweifeln wissen wir aber: Egal welches Wetter ist, die Gäste kommen immer!

 Gegen 16.30 Uhr ist es soweit. Die ersten Familien sind bereits schon vor dem offiziellen Start da. Es hat gerade aufgehört zu Schneeregnen.

Wie jedes Jahr zum Fest, begleitet uns vorm Garten die Freiwillige Feuerwehr Ammendorf mit einem Fahrzeug. Hier können sich die Kinder schlau machen über die Arbeit der Feuerwehr, im Führerhaus des Autos Probesitzen oder einen schweren Feuerwehrhelm tragen. Später dann, wird uns die Feuerwehr beim Umzug durchs Wohngebiet begleiten und anschließend das Feuerwerk mit absichern.

 Ich laufe weiter durch den Garten und sehe, dass die beiden Feuerkörbe bereits entzündet sind. Es dauert nicht mehr lange, dann wird hier bei immer kälter-werdenden Temperaturen Knüppelkuchen über dem offenen Feuer gebacken. Dankenswerter Weise sichern einige unserer Eltern die Feuerkörbe mit ab. Zudem sponsort der Mann einer Kollegin jedes Jahr den Teig für den Knüppelkuchen. Ein schönes Miteinander, was gemeinsam Hand in Hand geht!

Nachdem es fast dunkel geworden ist, leuchten in den Büschen und an den Geländern besondere Deko-Elemente: Knicklichter in durchsichtigen Flaschen. Ein ganz besonderes Flair entsteht im Terrassenbereich durch die neu angeschafften Solarfackeln.

Sie weisen den Weg zum nächsten Stand. Unter dem Pavillon gibt es reges Gedränge um Hähnchen- und Schweinewürstchen. Genauso wie am Knüppelkuchentisch, harren am Würstchenstand die Kolleginnen bei Wind und Wetter aus, weil die Nachfrage einfach nicht nachlassen möchte.

Ein besonderes Dankeschön gilt hier den Mitarbeitenden des neuen Edeka´s in der Wilhelm-von-Kewitz-Straße, die uns Essen, Getränke und Zubehör gesponsert haben.

 Jetzt führt mich der Weg weiter ins Haus Kunterbunt. Im Rhythmikraum angekommen, hat sich dieser in den letzten Stunden in eine Märchenwelt verwandelt. Hier gibt es in unterschiedlichen Aufführungen ein ganz besonderes Erzähl- und Mitmachtheater für Groß und Klein zu bestaunen: Kamishibai. Dieses besteht aus einem transportablen Holzrahmen mit Klapptüren, in den Bildtafeln eingeschoben werden. Dieses Jahr sogar in einem Schwarzlichtformat.

Weiter geht meine Reise, diesmal der Nase nach. Es riecht schon himmlisch nach frischen Waffeln und Kinderpunsch. In den nächsten beiden Zimmern der ersten Etage angekommen, finde ich ein kleines, liebevoll eingerichtetes Café vor. Am Kinderpunsch und Kaffee, werde ich vom Enkel einer ehemaligen Kollegin bedient.

Überhaupt ist zu erwähnen, dass auch heute wieder, ehemalige Kolleginnen und viele einstige Kinder und Familien zum Fest gekommen sind. Es ist schön, „alte“ Gesichter wiederzusehen und gemeinsam über Gott und die Welt zu plauschen. Ich merke, das Fest strahlt für alle eine besondere Verbindung aus. Es ist ein bisschen wie ein Treffen der Generationen.

Ich überlege mir kurz, ob ich mir nebenan zum Kaffee noch eine Waffel in der Waffelbäckerei hole, entscheide aber aufgrund der nicht enden wollenden Schlange, Anderen den Vortritt zu lassen.

Ich begebe mich wieder in den Flurbereich, als mir eine größere Menschenmenge auffällt, die gerade aus dem Keller kommt. Ich entschließe mich den umgekehrten Weg zu nehmen und bin überwältigt, als ich im Sportraum in den Lichterwelten angekommen bin. Mir fallen im dunklen Raum fluoreszierende, leuchtende Farben und Motive an Bettlaken auf, versteckte Lichterketten und Kinder, die mit kleinen Taschenlampen viele Überraschungen entdecken. Durch eine besondere Leuchtkugel habe ich das Gefühl, Teil des Sternenhimmels zu sein.

Beseelt gehe ich vom Keller in die 2. Etage. An zwei Tischen, die voll mit Kindern besetzt sind, erkenne ich zunächst gar nicht, was hier an Kreativem Gestalten möglich ist. Auf bereits vorgefertigten Sternen und Lebkuchenfiguren aus Modelliermasse, können alle Kreative-Begeisterte, diese nach Lust und Laune bemalen und verzieren. So einfach das ist, so toll und individuell gestaltet sehen die Ergebnisse jedes Einzelnen aus. Auch hier hat die Tochter einer Kollegin im Vorfeld viel Zeit und Herzblut in die Vorbereitung der Modelliermasse gesteckt. Auch unsere neue Sozialarbeiterin und meine Frau helfen am Stand beim Ausgestalten.

Wie gut denke ich, dass wir uns auf so viele Freiwillige verlassen können, nachdem in den letzten 1 ½ Wochen allein 4 Kolleginnen durch Corona außer Gefecht gesetzt wurden. Kolleginnen, die das Fest genauso gern mit begleitet und gestaltet hätten.

Immer wieder pendle ich an diesem frühen Abend zwischen den Zimmern und Garten und merke erst wie schnell die Zeit vergangen ist, als mich der Chef der Musikkapelle Halle Neustadt im Garten während eines weiteren Graupelschauers anspricht. Er ist der Erste der Musikkapelle, die alljährlich den Rahmen unseres Umzuges musikalisch begleiten. Wie nur einmal in den letzten 15 Jahren, stehen die Wetteraktien leider aktuell so, dass die Kapelle nur im Haus spielen könnte. Gemeinsam entschließen wir uns, 10 Minuten vor Beginn des Umzuges spontan zu entscheiden, ob ein Spielen draußen möglich ist. Es ist nun 18 Uhr. Und tatsächlich, der Schneeregen hört allmählich auf. Nur für uns öffnet sich ein Wetterfenster von circa einer halben Stunde, ohne Regen und Sturm. Weitere 10 Minuten später ist es soweit: alle großen und kleinen Gäste finden sich am Gartentor mit ihren vielen Lampions, Laternen und Lichtern ein. Die Kapelle stimmt die Musik an. Ihr folgend, macht sich ein langer Tross an verschiedenen Menschen aus dem Quartier und Umgebung auf, dem Höhepunkt des Festes entgegenzusteuern: dem Umzug durchs Wohngebiet und dem anschließenden Feuerwerk.

Es ist allen Großen und Kleinen im Umzug anzusehen, wie sehr sie sich freuen ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Einige singen zur Musik beherzt und lautstark mit. Voller Stolz tragen viele Kinder ihre eigens gestalteten Lampions. Vergessen sind in diesem Moment kleinere und größere Sorgen. Den Schluss des Umzuges bildet die Feuerwehr und sichert den Verkehr mit ab.

Ich schaue das erste Mal bewusst an die Fenster und Balkons, als ich allein das Feuerwerk vorbereite. Viele, ob alt oder jung, stehen schon jetzt am offenen Fenster, winken und klatschen dem Umzug zu oder freuen sich innerlich mit uns mit. Es entsteht scheinbar eine enge Verbindung, aus den „4 Wänden“ der Kita, hinaus ins Quartier.

Nach der musikalischen Umzugsrunde, kehren alle in den Garten der Kita zurück. Ich stehe allein – mit einer gewissen Anspannung, ob auch alles klappen wird – neben dem vorbereiteten Feuerwerk. Noch nie in den letzten Jahren musste das Feuerwerk witterungsbedingt abgesagt werden. Gestern noch, war ich mir das erste Mal fast sicher, dass es heute aufgrund des starken, vorhergesagten Windes nicht stattfinden könne. Doch jetzt, alles windstill. Die Kapelle spielt das letzte Stück und ich warte noch 1-2 Minuten, um die Spannung hochzuhalten. Dann entzünde ich das von mir – für die Kinder, Familien und Mitarbeitenden – gesponserte Feuerwerk. In knapp 7 Minuten erleben Alle aufsteigende Leuchtkugeln, Feuersalven, Luftheuler, Knisterpalmen und traumhafte Buketts, begleitet mit lautem Knall zwischen den Wohnblocks. Ein würdiges Finale, dass von allen am Ende lautstark bejubelt und beklatscht wird.

Kurz darauf fällt bei allen allmählich die Grundanspannung ab, mit dem Wissen, es war wieder ein tolles Fest. Am Ende helfen alle – Mitarbeitende, Eltern und Gäste – mit beim Aufräumen.

Ein herzlicher Dank gilt dem gesamten Team und Mitarbeitenden vom Haus Kunterbunt, den vielen Unterstützern, Sponsoren und Helfern. Ein ganz besonderer Dank gilt vor allem den vielen, vielen Gästen, Interessierten sowie ehemaligen Familien und Kolleg*innen des Haus Kunterbunt, ohne die das Gelingen und Weitertragen dieser tollen Tradition nicht möglich wäre. Eine Tradition die sich über viele Jahre etabliert hat und noch lange, lange Bestand haben soll, denn:

„Tradition heißt nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme!“ (Jean Jaurès)

 Christian Schennerlein (Kita Leiter)